Tuesday, August 04, 2009

Armut, die Armen und mein Beitrag zur Erleichterung


„Nur um eins haben sie uns gebeten: dass wir die Armen nicht vergessen sollten. Und dafür habe ich mich immer eingesetzt.“ (Galater 2:10 Hoffnung für alle)

Erste Eindrücke
Es ist nun Jahre her, als ich das erste Mal die Stadt Mumbai (Bombay) in Indien besuchte. Das Flugzeug verließ Frankfurt mit Verspätung und ich verpasste mein Anschlussflugzeug in den Emiraten. Fast 12 Stunden bin ich hin und her geflogen von Bahrain nach Abu Dhabi nach Dubai nach Dohar, bis ich endlich einen passenden Flug nach Bombay bekam. Die protzigen Gebäude mit der prunkvollen Ausstattung habe ich hinter mir verlassen, um indischen Boden zu betreten.
Der Gestank der 16 Millionen Einwohner-Megastadt stieß mir in die Nase. Der Lärm und die Hektik versetzte mich in einen nervösen Zustand, als ich auf einen Taxi wartete. Bettler umzingelten mich mit ausgestreckten Händen. Sie deuteten mit den Fingern auf ihren Bauch und Mund, dass sie Hunger hatten. Mein Herz verschmolz.
Auf dem Weg zum Hotel schaute ich aus dem Fenster. Auf beiden Seiten der dreckigen, lärmenden, überfüllten und verstopften Straßen befanden sich Barracken, beschaffen aus Pappkarton, Plastikplanen und kleineren Abfallresten. Die Szene reichte soweit die Augen sehen konnten.
Frauen hockten am Straßenrand vor kleinen Feuern und versuchten Mahlzeiten zuzubereiten. Autos fuhren nur ein wenig von ihnen entfernt vorbei. LKWs bliesen ihre Auspuffgase unbarmherzig über sie. Nackige Kinder spielten in den offenen Abwasserkanälen. Menschen mit fehlenden Gliedern oder Körper, die so verformt waren durch Krankheit, Unfall oder sonstiges saßen passiv in dem Schmutz und starrten vor sich hin. Insekten schwirrten umher.
Menschen werden täglich dort geboren und sterben dort nach einem kurzen Leben im Elend.
Jahre sind vergangen seit ich diese erste Begegnung mit Menschen gehabt habe, die in der absoluten Armut leben.
Inzwischen habe ich in vielen Ländern elende Armen getroffen: Pensionäre in Minsk, die Mülleimer durchwühlen um Essbares zu finden, Straßenkinder in Kampala, Kiew oder Katmandu. AIDS-Kranke in Kenia und Indien, Drogenabhängige, Strafgefangene, einfache Menschen, die versuchen ihre Familie durchzubringen… die Liste ist unendlich.
Armut und die Armen
Armut ist der Zustand, indem sich die Armen befinden. Die Armen sind nicht abstrakte Wesen! Sie sind Menschen mit Namen, Gaben und sind eigentlich Menschen mit einer Berufung von Gott. In Anlehnung an Richard Mouws Klassifizierung (Nach zu lesen in „Walking with the Poor“ von Bryant L. Myers) stellen wir fest, dass
• Die Armen wurden in dem Ebenbild Gottes geschaffen. Sie sind arm, weil ihnen die nötig Fähigkeiten und Möglichkeit fehlen. Sie brauchen Gelegenheiten.
• Die Armen sind Menschen, die rebellieren gegen Gott. Dies kommt durch den Sündenfall. Sie sind arm, weil sie immer wieder die falschen Entscheidungen treffen und haben einen falschen Lebensstil.
• Die Armen sind Christus im Fleisch. Wir lesen in Matt. 25, dass Christus sich mit den Kranken, Nackten und Gefangenen identifiziert. Mutter Teresa: „…wir sehen Christus in der Gestalt der verzweifelten Armen“. Es mangelt ihnen an Liebe und Beziehungen; sie gehören nirgends wohin. Sie brauchen Begleitung und es liegt an uns, das Leid zu erleichtern.
• Sie sind Gottes Lieblinge. Sie sind gesegnet, denn ihrer ist das Himmelreich. Sie sind arm, weil sie unterdrückt sind durch das Sozialsystem, das sie in der Armut hält. Sie brauchen Gerechtigkeit und Hilfe, damit sie ihre Stimme finden in dem Wirtschafts- und Politiksystem.
• Die Armen sind verloren. Jesus ist für alle gekommen, aber besonders für die Armen.
Wer sind denn die Armen?
Die Armen sind Menschen, die akuten Mangel leiden. Armut bedeutet nicht nur, dass man keine ohne wenig finanzielle Mittel zur Verfügung hat. Materielle Armut ist ein Mangel an Vermögen (das Wörterbuch erklärt „Vermögen“ als „wertvolle Kraft“). Es geht nicht nur um Finanzen, es bedeutet auch schlechte Wohnbedingungen, wenig Land, kaum Vieh u.s.w.
Eine materielle Armut führt auch zu einer physischen Schwäche. Man ist unterernährt und empfänglich für Krankheiten. Man wohnt sowieso in einer Umgebung, in der die medizinische Versorgung nicht gewährleistet ist.
Ein weiterer Punkt ist die Isolation. Die Armen haben keinen oder kaum Zugang zur Bildung. Sie wohnen dort wo keine Schulen sind. Wasser ist auch schwer zugänglich. Kapital und Kredite sind fast unmöglich zu bekommen.
Dies alles führt zu der Verwundbarkeit. Es gibt keine Reserven für Notfälle: Plötzliche Krankheit oder eine wetterbedingtes Unglück. Sie sind auch kulturellen Forderungen ausgesetzt, wie z.B. der Brautpreis oder Mitgift bei der Eheschließung.
Wegen dieser Zustände sind sie machtlos. Sie haben keinen Einfluss oder soziale Kraft. Sie haben keine Stimme, werden oft entrechtet und ausgebeutet.
Und letztlich sind sie auch geistlich arm. Ihre Beziehung zum Schöpfer ist nicht vorhanden oder funktioniert nicht. Durch falsche Religion werden sie von dem lebendigen Gott, der die Armen liebt, abgehalten. Leider, leider wird in vielen Teilen der Welt ein verfälschtes Evangelium verkündet, die die Menschen tiefer in die Gebundenheit der Armut stößt.
Wir verbessern die Welt
Als kleines Mädchen sagte eine meiner Töchter, dass wenn sie groß ist, möchte sie ein „Welt-Verbesserer“ sein.
„Es gibt viel zu tun, warten wir es lieber ab!“ „Was können wir schon bewirken?“ Lieber Leser, seien Sie ermutigt. Der große Monsun beginnt mit einem kleinen Regentropfen.
Ich kam einmal zurück von Indien mit einer Bitte um etwa 300 €, um einen Brunnen zu bohren. Der Regen blieb drei Jahre lang aus und die meisten Brunnen waren vertrocknet. Aber so wie es ist, haben wir gerade ein anderes Projekt unterstützt und die Finanzen in der eigenen Gemeinde waren auch nicht so gut!
Jedoch die Kinder in der Gemeinde haben dieses Anliegen aufgenommen. Sie haben am zwei oder drei Sonntagen Eis nach dem Gottesdienst verkauft. Ein Gärtner in der Nähe hat dann eine Tonne Äpfel (Fallobst) gespendet und sie haben Apfelkuchen,-saft, -marmalade, etc hergestellt und verkauft. Sie sammelten 300 € und ein Brunnen konnte gebohrt werden. Als das Geld in Indien ankam, war Besuch dort. Er hat mitbekommen von wem und wofür der Betrag war. Sehr motiviert hat er für 10 Brunnen gespendet und hat das Anliegen nach Hause gekommen in die USA. Er war inspiriert von den Kindern in Deutschland! Als ich das nächste Mal in Indien war, habe ich ein paar der 69 Brunnen fotografiert, die durch den Einsatz der Kinder möglich geworden waren. Übrigens dort wo ein Brunnen gebohrt wurde, ist auch eine Gemeinde entstanden.
Geben wir eine Angel statt einen Fisch
Ein bekanntes Sprichwort sagt, dass wenn wir jemandem einen Fisch schenken, hat er für heute zu essen. Wenn wir ihm beibringen, wie er angeln kann, hat er sein Leben lang zu essen.
Es gibt viel zu beachten, wenn wir mit den Armen arbeiten. Wir versuchen immer wieder darauf zu achten, dass wir Hilfe zur Selbsthilfe leisten. Dies ist nicht nur wirtschaftlich sinnvoll sondern hilft den Menschen wieder ihre Würde zu gewinnen.
„Der Geist des Herrn ist auf mir, weil er mich gesalbt hat; er hat mich gesandt, den Armen frohe Botschaft zu verkünden, zu heilen, die zerbrochenen Herzens sind, Gefangenen Befreiung zu predigen und den Blinden, dass sie wieder sehend werden, Zerschlagene in Freiheit zu setzen…“ Lukas 4:18

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